Wie Digitalisierung einen grünen Aufschwung fördern kann
5. October 2022
Während sich die Welt immer noch im Erholungsprozess von der COVID-19-Pandemie befindet, sind wir aktuell von einer schweren Lebenskostenkrise betroffen, die durch Störungen der globalen Energie- und Lebensmittelmärkte infolge von Konflikten und Klimawandel ausgelöst wurde. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie sich gesellschaftliche und weltweite Ungleichgewichte gegenseitig verstärken. Notwendig ist ein tatsächlich integrativer und grüner Aufschwung. Ein solcher ist die Voraussetzung für das Erreichen der Ziele der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs).
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass Digitalisierung nicht mehr optional ist: Länder, die über ein digitales Fundament verfügten, waren viel besser in der Lage, auf die Bedürfnisse der Bürger*innen einzugehen, unter anderem durch die effektive Erbringung öffentlicher Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung, Soziale Sicherung und Fernunterricht. Die Digitalisierung wird eine ähnlich wichtige Rolle bei der Gestaltung eines globalen grünen Aufschwungs spielen.
Neben der Stärkung der nationalen sozioökonomischen Resilienz erweist sich die digitale Transformation auch als wichtiger Faktor für die Umsetzung der globalen Klimaschutzverpflichtungen. Länder, die vom UNDP unterstützt werden, nutzen die Digitalisierung auf innovative Weise, um ihre Anstrengungen beispielsweise zur Einführung erneuerbarer Energien, zum Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft und zum Schutz der biologischen Vielfalt deutlich zu erhöhen.
Ecuador baut ein digitales Rückverfolgungssystem zur Überwachung von Landnutzungsänderungen und zur Verfolgung von Rohstoffen in der Lieferkette auf. Papua-Neuguinea hat eine Handy-Anwendung getestet, mit der Gesetzeshüter Umweltschäden wie illegalen Holzschlag und Buschbrände schnell erfassen und melden können.
Ob es sich nun um aufkommende Technologien wie künstliche Intelligenz oder um etabliertere digitale Werkzeuge wie das Mobiltelefon handelt - die Digitalisierung kann ein grundlegender Motor für Veränderungen sein. Sie verändert die Dynamik zwischen Wirtschaft, Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaft und ist ein wichtiges Instrument, um unsere planetaren, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prioritäten neu auszutarieren.
Die Digitalisierung wird jedoch schnell zum globalen Maßstab für Integration und Ausgrenzung. Angesichts der Tatsache, dass 37 Prozent der Weltbevölkerung immer noch offline sind, ist die digitale Kluft - insbesondere der Mangel an zugänglichem Breitband, die Lücken bei den digitalen Fähigkeiten und die von der Technologie ausgeschlossenen Randgruppen - zu einem Haupthindernis für Länder geworden, die die potenziellen Chancen der zunehmend digitalen Wirtschaft nutzen wollen.
Und die digitalen Technologien selbst könnten einen grünen Aufschwung behindern. Der Kohlenstoff-Fußabdruck der Branche könnte bis 2040 etwa 14 Prozent der weltweiten Emissionen ausmachen. Wäre die digitale Wirtschaft ein Land, würde sie die USA als zweitgrößten Verursacher des Klimawandels fast überholen. Und diese Auswirkungen könnten sich noch verschlimmern, da neue Technologien ebenfalls zu einem Anstieg der Emissionen beitragen.
Digitalität und ein grüner Aufschwung
Die Integration von nachhaltiger Entwicklung und Digitalisierung ist von zentraler Bedeutung für einen grünen Aufschwung – einen Aufschwung, der einen inklusiven digitalen Zugang und Kapazitäten schafft, Offenheit fördert und Innovationen unterstützt, die die Effizienz digitaler Technologien erhöhen und ihren ökologischen Fußabdruck mindern.
In diesem Zusammenhang organisierte das UNDP Global Centre for Technology, Innovation and Sustainable Development am Rande des Weltstädtegipfels in Singapur in 2022 seine Vorzeigeveranstaltung "Digital for a Green Recovery". Auf der Veranstaltung wurden drei Prioritäten für eine integrative und grüne digitale Transformation hervorgehoben:
Erstens müssen wir den Menschen in den Mittelpunkt der Innovation stellen. Dazu gehört, dass wir die Verfügbarkeit einer grundlegenden digitalen Infrastruktur sicherstellen, damit jeder davon profitieren kann. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass die technischen Standards und die Erforschung neuer Technologien auf den Menschen ausgerichtet sind, d. h. auf die lokalen Bedürfnisse und Bestrebungen der Bevölkerung, aber auch auf die Umwelt.
Zweitens müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Innovationsökosystemen stärken. Innovation findet nicht in einem Vakuum statt. Sie benötigt ein förderliches Ökosystem, das Politik, Richtlinien, Investoren, Innovatoren sowie Bildungseinrichtungen umfasst. Die Digitalisierung kann ein wichtiger Faktor sein, um verstreute nationale und globale Innovationsökosysteme im Sinne der Nachhaltigkeit zu verbinden.
Drittens sind Daten das Lebenselixier des digitalen Wandels und könnten ein wichtiger Ausgleich für Länder sein, die ihre Bemühungen für das Erreichen der SDGs beschleunigen wollen. In einer Reihe von Ländern fehlt es jedoch selbst an grundlegender Dateninfrastruktur, wie z. B. Rechenzentren, Kommunikationsnetzen und Stromnetzen. Wir müssen die Bemühungen um den Aufbau von Datenkapazitäten beschleunigen, um sicherzustellen, dass die bestehenden digitalen Unterschiede nicht noch größer werden.
Die Digitalisierung ist ein unverzichtbarer Wegbereiter für einen grünen und integrativen Aufschwung. Aber es ist wahrhaftig ein "gesamtgesellschaftliches" Unterfangen. Als Plattform zur Präsentation von Innovationen und bewährten Verfahren sowie zur Förderung von Partnerschaften wird das UNDP Global Centre for Technology, Innovation and Sustainable Development weiterhin globale Diskussionen einberufen, Innovationsökosysteme auf der ganzen Welt unterstützen und abstimmen sowie Regierungen bei der Nutzung des Potenzials der Digitalisierung unterstützen. Indem wir die Erprobung, Annahme und Skalierung digitaler Technologien vorantreiben, können wir einen grünen Aufschwung gestalten, der sowohl den Menschen als auch dem Planeten zugutekommt.
Diese Erkenntnisse stammen aus der Veranstaltung "Digital for a Green Recovery", der Leitveranstaltung des UNDP Global Centre for Technology, Innovation and Sustainable Development, die am Rande des World Cities Summit 2022 in Singapur stattfand. Die vollständige Aufzeichnung der Veranstaltung können Sie hier ansehen.
Die englische Version des Artikels erschien am 6. September 2022.