Der neue UNDP-Bericht zeigt, dass das Gefühl der Unsicherheit unter den Menschen trotz des jahrelangen Entwicklungswachstums zunimmt, was zu Solidarität und einer Neuausrichtung der Entwicklungsbemühungen aufruft.
8. Februar, New York –Laut einem neuen Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) über menschliche Sicherheit, der heute veröffentlicht wurde, führen globale Entwicklungsfortschritte nicht automatisch zu einem größeren Gefühl der Sicherheit.
Neue Daten und Analysen in dem Bericht New Threats to Human Security in the Anthropocene (Neue Bedrohungen für die menschliche Sicherheit im Anthropozän) zeigen, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen in fast allen Ländern, einschließlich der reichsten, trotz jahrelanger Entwicklungserfolge auf einem Tiefstand ist. Diejenigen, die von einem der höchsten Standards in den Bereichen Gesundheit, Wohlstand und Bildung profitieren, berichten über noch größere Ängste als vor 10 Jahren.
Um diese Entkopplung zwischen Entwicklung und gefühlter Sicherheit anzugehen, fordert der Bericht mehr Solidarität über Grenzen hinweg und einen neuen Entwicklungsansatz, der es den Menschen ermöglicht, frei von Not, Furcht, Angst und Demütigung zu leben.
„Obwohl der globale Wohlstand höher ist als je zuvor, blickt die Mehrheit der Menschen mit Sorge in die Zukunft, und diese Gefühle haben sich durch die Pandemie wahrscheinlich noch verstärkt”, sagte Achim Steiner, UNDP Administrator. „In unserem Streben nach ungezügeltem Wirtschaftswachstum zerstören wir weiterhin unsere natürliche Welt, während sich die Ungleichheiten sowohl innerhalb als auch zwischen den Ländern ausweiten. Es ist Zeit, die Anzeichen von enorm unter Druck stehenden Gesellschaften zu erkennen und neu zu definieren, was Fortschritt eigentlich bedeutet. Wir brauchen ein zweckmäßiges Entwicklungsmodell, das um den Schutz und die Rehabilitation unseres Planeten herum aufgebaut ist und neue nachhaltige Möglichkeiten für alle bietet.”
Die Notwendigkeit, jetzt zu handeln, war noch nie so deutlich zu erkennen wie heute, denn neue Erkenntnisse im Bericht zeigen, dass die weltweite Lebenserwartung bei Geburt aufgrund von COVID-19 das zweite Jahr in Folge sinkt, und auch die allgemeinen Maßstäbe der menschlichen Entwicklung bewegen sich nach unten. Außerdem wird der Klimawandel wahrscheinlich zu einer der Haupttodesursachen auf der Welt werden. Selbst bei moderater Verringerung der Emissionen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 40 Millionen Menschen an den Folgen der Temperaturveränderungen sterben.
Der Bericht untersucht eine Vielzahl von Bedrohungen, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben, darunter die Bedrohungen durch digitale Technologien, Ungleichheiten, Konflikte und die Fähigkeit der Gesundheitssysteme, neue Herausforderungen wie die COVID-19-Pandemie zu bewältigen.Um diesen Bedrohungen zu begegnen, argumentieren die Autoren des Berichts, müssen die politischen Entscheidungstragenden Schutz, Selbstbestimmung und Solidarität Seite an Seite betrachten, damit menschliche Sicherheit, Umwelterwägungenundmenschliche Entwicklung miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Das bedeutet, dass Lösungen für ein Problem andere Probleme nicht vergrößern sollten.
„Ein zentrales Element für praktisches Handeln, wie es im Bericht hervorgehoben wird, ist die Entwicklung eines stärkeren Gefühls globaler Solidarität, die auf der Idee der gemeinsamen Sicherheit beruht. Eine gemeinsame Sicherheit muss anerkennen, dass eine Gemeinschaft nur dann sicher sein kann, wenn die benachbarten Gemeinschaften es ebenfalls sind. Dies ist etwas, das wir bei der aktuellen Pandemie nur allzu deutlich sehen: Die Nationen sind weitgehend machtlos zu verhindern, dass neue Mutationen dieses Coronavirus die Grenzen überschreiten,” sagte Asako Okai, Stellvertretende VN-Generalsekretärin und Direktorin des UNDP-Krisenbüros.
Der Bericht weist auch auf den starken Zusammenhang zwischen sinkendem Vertrauen und dem Gefühl der Unsicherheit hin. Menschen mit einem höheren Maß an wahrgenommener menschlicher Unsicherheit neigen dreimal weniger dazu, andere für vertrauenswürdig zu halten.
Weitere neue Erkenntnisse aus dem Bericht sind:
- Die schon weiter entwickelten Länder tendieren dazu, stärker von den Vorteilen der Umweltbelastungen zu profitieren und weniger unter deren Folgen zu leiden, was deutlich macht, wie der Klimawandel Ungleichheiten vergrößert.
- Etwa 1,2 Milliarden Menschen leben in von Konflikten betroffenen Gebieten, fast die Hälfte von ihnen (560 Millionen) in Ländern, die normalerweise nicht als instabil gelten, was darauf hindeutet, dass die traditionellen Vorstellungen darüber, welche Länder am anfälligsten für Konflikte sind, überdacht werden müssen.
- Obwohl das globale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 den höchsten Stand in der Geschichte erreicht hat und in einigen Ländern COVID-19-Impfstoffe immer leichter verfügbar werden, ist die weltweite Lebenserwartung das zweite Jahr in Folge gesunken. Ein Rückgang von durchschnittlich eineinhalb Jahren im Vergleich zu einer Welt vor COVID.
- Zwischen den einzelnen Ländern bestehen bei den Gesundheitssystemen große und zunehmend größer werdende Unterschiede. Laut dem neuen Healthcare Universalism Index des Berichts hat sich die Ungleichheit der Leistungen der Gesundheitsversorgung im Vergleich zwischen Ländern mit geringerer und sehr hoher menschlicher Entwicklung im Zeitraum 1995 bis 2017 verschlechtert
- Das Konzept der menschlichen Sicherheit, das erstmals im bahnbrechenden UNDP-Bericht über die menschliche Entwicklung von 1994 vorgestellt wurde, signalisierte eine radikale Abwendung von der Vorstellung, dass die Sicherheit der Menschen nur anhand der territorialen Sicherheit bewertet werden sollte, und unterstrich die Bedeutung der Grundbedürfnisse der Menschen, ihrer Würde und ihres Schutzes für ein sicheres Leben.
Für den vollständigen Bericht besuchen Sie diese Seite.
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